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28.04.22 –
Sie lud ein und der bundesweit bekannte und anerkannte Stadtplaner und Mobilitätsexperte Professor Dr. Heiner Monheim kam am Donnerstagabend nach Oberhausen. Bei ihrer zweiten Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Bärbel Höhn trifft...“ drehte sich daher alles um Mobilität - um nachhaltige Mobilität in Oberhausen, im Ruhrgebiet und in Deutschland. Fazit: Wir brauchen ehrgeizigere Ziele, denn immer noch orientiere sich die deutsche Verkehrspolitik an der Logik eines Autolandes. Dies gelte offenkundig auch für Oberhausen und die Metropole Ruhr. Monheim spricht von einer „autobesoffenen“ Ära der Bundesrepublik.
In der Luise-Albertz-Halle hing das interessierte Publikum beim Impulsvortrag von Monheim förmlich an seinen Lippen. Über zwei Stunden diskutierte Monheim mit den über 50 Teilnehmer*innen und natürlich mit Gastgeberin Bärbel Höhn.
Mit Tempo führte der von ihr als „Verkehrspapst“ bezeichnete Monheim zunächst die Anwesenden kurzweilig durch 150 Jahre Verkehrspolitik in Deutschland. So sei das Ruhrgebiet Anfang des 20. Jahrhunderts eine Hochburg des Radverkehrs gewesen. Schon damals seien Lastenfahrräder z. B. bei Handwerksunternehmen und Speditionen im Einsatz. In den 1950iger Jahren begann dann die Orientierung in Richtung Auto. Das sei der Beginn einer am Auto orientierten Mobilität gewesen.
Als Ergebnis musste sich alles dem motorisierten Individualverkehr unterordnen. Das merke man nicht erst heute an fehlenden engen ÖPNV-Takten, an einem unzureichenden Schienennetz für Züge und Straßenbahnen aber auch an zu wenigen Haltepunkte für die S-Bahn. Es fehle außerdem an Bahnhöfen und an daran angesiedelten Güterbahnanschlüssen.
Einen Ausflug in Richtung Stadtplanung machte Monheim beim Thema Stadtbäume. Seiner Meinung nach, müssten möglichst viele Straßenbäume den urbanen Verkehr einrahmen. Dies fördere eine klimagerechte Stadt und visualisiere eine Nahverkehrszukunft. Auch die Wiedereinführung der Straßenbahn in Oberhausen habe bundesweit und sogar international Beachtung gefunden. Es sei nun an der Zeit, das Netz für die Straßenbahn deutlich ausbauen.
Vor dem Hintergrund des „Masterplan Neue Mitte 4.0“ sollte natürlich auch das Thema einer urbanen Seilbahn als innovative, ergänzende Form elektrischer Mobilität angesprochen werden. Ein solches Projekt könne für die Neue Mitte sehr sinnvoll sein, wenn es eng mit dem vorhandenen ÖPNV-Netz verknüpft werde. Eine Seilbahn eigne sich eben ideal für schnelle Lückenschlüsse und Netzergänzungen und sei schnell zu errichten. Seilbahnen seien außerdem förderfähig, wenn sie in den kommunalen ÖPNV integriert werde. Das Verkehrsministerium in Berlin suche „händeringend“ Kommunen, die sich um die Förderung bewerben würden. Eine klare Absage erteilte Monheim hingegen der Idee, einen neuen Großparkplatz an der A42 zu errichten. Das sei keine Mobilitätswende im Sinne des Klimaschutzes. Ganz im Gegenteil: dies verstärke langfristig lediglich den Autoverkehr vor Ort und sei daher kontraproduktiv.
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